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„Aids ist noch längst nicht heilbar“
16.11.2008

Berliner Wissenschaftlern ist es gelungen, mit Hilfe einer Knochemarktransplantation die HIV-Infektion eines Patienten erfolgreich zu bekämpfen. Der Aids-Experte Norbert Brockmeyer warnt im Gespräch mit ksta.de vor zu großen Erwartungen - und sieht dennoch Ansätze für einen Durchbruch in ein paar Jahren.

Die Nachricht ließ aufhorchen: Wissenschaftler der Berliner Charité konnten mit einer gezielten Transplantation von Stammzellen nach eigenen Angaben die HIV-Infektion eines Patienten erfolgreich bekämpfen. Der HIV-positive Mann war an Leukämie erkrankt und wurde mit den Stammzellen eines Spenders behandelt, der einen seltenen Aminosäureaustausch (Polymorphismus) auf dem Rezeptor CCR5 aufwies. (CCR5 wird in der Frühphase der HIV-Infektion als Co-Rezeptor vom Virus benutzt, in der Spätphase wird der CXCR4-Rezeptor als Schlüssel für den Eintritt in die Zelle gewählt). Diese Genveränderung sorgt dafür, dass das HI-Virus nicht oder nur sehr schwer in die Immunzellen gelangen kann. Menschen mit einer solchen Rezeptorveränderung sind teilweise immun gegen das Virus. Bei dem 42 Jahre alten Amerikaner sind mehr als 20 Monate nach der Transplantation keine HI-Viren mehr nachweisbar - und das, obwohl die medikamentöse Behandlung der Immunschwäche eingestellt worden war.

Norbert Brockmeyer ist Sprecher des Kompetenznetzes HIV/AIDS und Direktor für Forschung und Lehre der Dermatologischen Universitätsklinik St. Josephs Hospital Bochum. Das Netzwerk führt die deutsche Forschung im Bereich der Immunschwächekrankheit zusammen und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Ksta.de befragte den Aids-Experten zu der Berliner Behandlungsmethode.


Ksta.de: Herr Brockmeyer, wie bewerten Sie die Ergebnisse der Berliner Wissenschaftler?

Norbert H. Brockmeyer: Die Erkenntnisse sind hochinteressant, weil sie uns Wege aufzeigen, die wir eigentlich gar nicht mehr für sinnvoll gehalten haben. Schon in den neunziger Jahren erhielten HIV-Patienten im Rahmen von Studien Knochenmarkstransplantationen. Die Behandlungen waren aber nicht erfolgreich. Auch in New York gab es in den letzten drei Jahren Knochenmarkstransplantationen bei HIV-Positiven. Bei diesen Personen konnte der Infektionsverlauf teilweise gebessert werden.

Was ist das Besondere an dem Berliner Fall?

Brockmeyer: Es kamen glücklicherweise gleich zwei sehr wichtige Faktoren zusammen. Zum einen fanden die Berliner Kollegen sehr viele Spender für den Patienten. Das ist nicht die Regel. Oft wird sehr lange nach Knochenmarksspendern gesucht. Nur wenige Kandidaten kommen infrage, da die immunologischen Voraussetzungen stimmen müssen. Zum anderen war ein Spender dabei, der eine genetische Veränderung in einem für das HI-Virus wichtigen Rezeptor, dem CCR5-Rezeptor, aufwies.

Was bedeutet das?

Brockmeyer: Die Genmutation hindert den Erreger daran, in die Immunzellen einzudringen, die er sonst zerstören würde. Die Mutation des Rezeptors findet sich aber nur maximal bei einem Prozent der Bevölkerung in Deutschland. Wenn man einen Spender sucht, der auch noch diese seltene Genveränderung hat, reduziert sich die Zahl der möglichen Spender um den Faktor 100. Für eine breite Patientenschaft ist das Berliner Verfahren daher nicht anwendbar. Dafür sind zudem die Nebenwirkungen der Knochenmarkstransplantation auch zu groß.

Es gab Medien, die von einer Heilung sprachen.

Brockmeyer: Von einer Heilung kann man hier auf keinen Fall ausgehen. Man konnte zwar das HI-Virus im Blut nicht mehr nachweisen, es ist aber sicher, dass sich das Virus noch in den Lymphknoten oder in anderen Teilen des Körpers befindet.

Warum entnimmt man keine Proben aus den Lymphknoten?

Brockmeyer: Das könnte man durchaus machen. Dafür müsste der Mann aber noch einmal operiert werden. Doch der Patient hat mittlerweile einen großen Leidensweg hinter sich gebracht. Die Frage ist, ob man ihm einen weiteren Eingriff zumuten kann und ob er das überhaupt will.

Worin liegt der wissenschaftliche Nutzen der Erkenntnisse?

Brockmeyer: Interessant ist nun zu schauen, welche Faktoren es gibt, dass Menschen in der Lage sind, die Viren zu unterdrücken. Dies bedeutet, dass wir die Immunreaktionen des Patienten genau untersuchen müssen, um Faktoren zu isolieren, die diese Virushemmung auslösen und um diese Faktoren später bei anderen einsetzen zu können - also neue Medikamente entwickeln. Wir werden in der Forschung vielleicht ganz neue Wege gehen. Eine Behandlung mit gentechnisch veränderten Stammzellen, die mit Virusteilen beladen sind, könnte ein gewinnbringender neuer Ansatz sein und Abwehrreaktionen gegen HIV auslösen und zur Kontrolle des Virus beitragen. Man muss aber auch ganz klar sagen: Wir werden die HIV-Infektion nicht besiegen, solange kein Impfstoff gefunden ist. Auch die Ausrottung der Pocken wäre ohne einen Impfstoff nicht möglich gewesen.

Aber es gibt weltweit Millionen Infizierte und Kranke. Besteht keine Chance, das Virus vollständig aus dem Körper zu bekommen?

Brockmeyer: Wenn es einmal im Körper ist, dann zur Zeit nicht. Die HIV-Infektion und Aids sind noch längst nicht heilbar. Die Frage ist, wie weit lässt sich der Erreger unterdrücken? Und hier haben wir bereits große Erfolge. Heutige Therapien können bei einem frisch Infizierten eine weitere Lebenserwartung von bis zu 30 Jahren ermöglichen. Anfang der achtziger Jahre sind die Menschen oft schon nach fünf Jahren gestorben. Einen wirklichen Durchbruch, Menschen zu heilen, haben wir aber bis heute nicht. Vielleicht werden die Berliner Ergebnisse diesen Durchbruch in ein paar Jahren bringen. Denn der CCR5-Rezeptor stellt sich immer stärker als sehr wichtiger Ansatzpunkt bei der Bekämpfung von HIV heraus.

Inwiefern ist der Rezeptor für die Forschung bedeutsam?

Brockmeyer: Bereits zugelassen - wenngleich nicht für die Erstbehandlung - ist in Deutschland das Medikament Maraviroc, welches den Rezeptor CCR5 blockiert. HIV verwendet zu Beginn der Infektion fast immer diesen Rezeptor, um die Immunzellen zu befallen. Daher müsste man gezielt Menschen suchen, die frisch infiziert sind, um sie in einer Studie gezielt zu behandeln.

Es dürfte aber in der Praxis schwer werden, diese Personen aufzutreiben. Wer weiß denn schon, ob er sich gerade angesteckt hat? Das stimmt. Aber die Betroffenen könnten schon beurteilen, ob sie einen Risikokontakt hatten. Dann behandelt man sie unverzüglich mit einem Medikamentencocktail unter Einschluss eines CCR5- und Integrasehemmers - und verhindert, dass die Viren weitere Immunzellen befallen. Solche Studien könnten in hervorragender Weise im Kompetenznetz HIV/AIDS durchgeführt werden. Ich bin überzeugt davon, dass das ein erfolgreicher Ansatz ist. Aber dafür brauchen wir Geld für Studien.


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